Ratlos in Kreisen von monogamen Beziehungen:

„Ich glaube einfach nicht, dass ich einmal den richtigen Menschen kennen lerne und heirate. Beziehungen sind zu intensiv. Wenn du an die Liebe glaubst, wirst du nur enttäuscht. Du kannst einfach niemandem mehr vertrauen. Die meisten Leute heutzutage sind einfach nur schlecht.“

Die Widerworte meiner vergebenden Freundinnen hallten mir entgegen: „Aber Liebe ist der einzige Hoffnungsschimmer. Du hoffst, dass sie dich vor dem Zynismus rettet.

Eine weitere Singlefreundin oder besser gesagt „Kameradin in der Zeit des kalten Krieges zwischen Singles und Nicht-Singles“ wollte nichts davon hören. „Die Welt ist einfach viel abgefuckter als noch vor einigen Jahren. Mir stinkt es, dass ich in diese Generation hineingeboren wurde, wo mir all diese Dinge passieren können. Geld, Aids und Beziehungen, dass hängt doch alles zusammen. Die meisten Menschen in meinem Alter glauben nicht dass sie einen sicheren Job erlangen. Wenn du Angst vor der finanziellen Zukunft hast, willst du dich nicht binden.“

Ich konnte ihren Zynismus verstehen. Kurz zuvor hatte ich selbst verkündet, ich wolle keine Beziehung, weil man am Ende – wenn man nicht zufällig irgendwann einmal die Heirat in Betracht zieht – mit leeren Händen dasteht.

„Ich habe keine Alternativen. Ich will keine oberflächliche Beziehung, also habe ich garkeine. Ich habe keinen Sex und keine Romantik. Wer braucht das schon? Wer braucht all diese lauernden Probleme wie Krankheit oder Schwangerschaft? Ich habe keine Probleme. Keine Angst vor Krankheiten, Psychopathen und hallenden Schritten in dunklen Gassen. Warum soll man nicht einfach mit Freunden zusammen sein und gute Gespräche führen?“

Ich hatte die Theorie, dass man Liebe und Romantik nur noch in der Schwulengemeinschaft findet – dass Schwule ihre Extravaganz und Leidenschaft ausleben, während die heterosexuelle Liebe sich ins stille Kämmerlein zurückgezogen hat. Ich hatte diese Theorie auch deshalb weil ich kürzlich einen Bericht gesehen hatte, in dem es um einen Multimillionär ging, der seine Frau wegen eines jüngeren Mannes verlassen hatte – und seinen jungen Galan dann ganz dreist in teure Nobelrestaurants ausführte, direkt vor den Augen der Klatschkolumnisten. Da, so dachte ich, ist ein wahrer Liebender.

„Und was ist mit der altmodischen Romantik“? wandte sich nun eine Freundin ein, die seit nunmehr drei Jahren in einer monogamen Beziehung lebt.

Eine Singlefreundin griff nun die Thematik auf. Mit dieser Spezies kannte sie sich aus. „Immer wenn ein Mann mir sagt, er sei romantisch veranlagt, möchte ich schreien, sagte sie. „Es bedeutet nur, dass ein Mann eine romantische Vorstellung von dir hat, und sobald du real wirst und aufhörst, seine Phantasien zu füttern, hat er keine Lust mehr. Das macht Romantiker so gefährlich. Bleibt bloß weg von ihnen.“